Early Bird Tour im Ilkerbruch
Wie es zu dem Merksatz: "He da, Sie da, gehen Sie mal weg da!“ kommt und was man morgens ab 6 Uhr 30 noch alles erleben kann.
"He da, Sie da, gehen Sie mal weg da!“ Was sich anhört wie ein schneller verärgerter Ausruf, ist ein Satz, um sich den Gesang der Dorngrasmücke zu merken. Am frühen Morgen um 6.30h – deshalb Early Bird – radelten wir mit Eike Bovensmann in Fallersleben los Richtung Ilkerbruch, um Vögel zu hören und zu beobachten.
Kaum losgefahren, konnten wir schon anhalten, Eike erklärte uns, wen wir da alles aus dem Gesträuch um uns hören konnten.
Nachtigallen wetteiferten miteinander, Fitis und Zilpzalp lieferten ein gemischtes Konzert, ebenso wie Mönchs- und Dorngrasmücke. Die erstere heißt so wegen der schwarzen „Mönchs“haube des Männchens (beim Weibchen ist sie braun), die andere bevorzugt dornige Gebüsche für ihre Nester.
Die kleinen Vögel tragen aufgrund ihres unscheinbar gräulich-braunen Gefieders den Namen „Grasmücke“. Das leitet sich aus dem Althochdeutschen „Gra“ (grau) und „smucka“ (schlüpfen) ab, also Grauschlüpfer und hat nichts mit „Gras“ oder „Mücke“ zu tun, sie schlüpfen meist eher unbemerkt durchs Gebüsch.
Weiter ging es zum Beobachtungsturm, von dem aus wir Schwäne, balzende Kiebitze, Löffel- und Reiherenten, Rauch- und Uferschwalben, Graugänse mit ihren Jungen und viele weitere Vögel vors Fernglas bekamen. Beim nächsten längeren Stopp, dem Beobachtungsstand gegenüber der Siedlung Ilkerbruch kamen ein Eisvogel, ein Schilfrohrsänger, Blässhühner, Silberreiher und eine Küstenseeschwalbe hinzu. Eike zeigte uns die einzelnen Vögel und erklärte auch, ob es sich um Kurzstrecken- oder Langstreckenzugvögel handelt. Dabei muss man wissen, dass selbst die Kurzstrecke durchaus bis nach Nordafrika geht, aber halt nicht mehr die Sahara überquert. Was für Leistungen für die kleinen Tiere, auch wenn sie geschickt den Wind nutzen.
Zwischen den einzelnen Beobachtungen wurden Tipps zu verschiedenen Ferngläsern ausgetauscht und man zeigte sich Apps zur Vogelbestimmung.
Da doch allen recht kühl war – trotz mitgebrachten heißen Tees – entfiel der Abstecher zu den relativ neu angelegten Gewässern nördlich der Ilkerbruch-Siedlung. Dort sollen die Populationen von Laubfrosch, Moorfrosch und Kammmolch gestärkt und auch die Rotbauchunke wieder angesiedelt werden. Auch auf der Webseite des BUND findet man viele Infos über diese faszinierenden Tiere.
Unsere Tour mit wenig Kilometern, aber viel zu hören und zu sehen, neigte sich dem Ende zu. Auf dem Rückweg standen noch einige Rehe, ein Hase, zwei Fasane und mehrere Kraniche auf den Wiesen am Weg. "Das hat sich gelohnt", waren sich alle einig und trennten sich am Bahnhof Fallersleben, um heimwärts zu radeln und sich wieder gut durchzuwärmen.
PS: Bei so viel erlebtem Naturgenuss erinnerte uns Eike aber auch daran, dass das Überleben vieler Vogelarten nicht selbstverständlich ist. Und dass außer großen Organisationen wie BUND und NABU auch kleinere Gruppen sehr engagiert und erfolgreich für den Erhalt der Artenvielfalt kämpfen. Speziell erwähnte er dabei das Komitee gegen den Vogelmord, das u.a. mit Hilfe von Vogelschutzcamps Schlagfallen, Fangnetze und
andere verbotene Einrichtungen aufspürt und zur Anzeige bringt. Der deutliche Rückgang der Jagd auf Zugvögel in den südeuropäischen Staaten ist maßgeblich auf den Einsatz dieser engagierten Vogelschützer zurückzuführen. Trotzdem bleibt noch sehr viel zu tun …
Wer Namen wissen möchte, hier sind die „beteiligten“ Vögel (in alphabetischer Reihenfolge): Amsel, Bachstelze, Blässralle, Blaumeise, Buchfink, Dorngrasmücke, Eisvogel, Fitis, Flussseeschwalbe, Graugans, Haubentaucher, Höckerschwan, Hohltaube, Kiebitz, Klappergrasmücke, Kormoran, Kranich, Löffelente, Mönchsgrasmücke, Nilgans, Rabenkrähe, Rauchschwalbe, Reiherente, Ringeltaube, Rohrammer, Rotkehlchen, Schilfrohrsänger, Schnatterente, Silberreiher, Singdrossel, Star, Stockente, Tafelente, Uferschwalbe, Weißstorch, Zilpzalp (= 36 Arten).